Tadeusz Andrzej OlszanskiDer polnisch-ukrainische Konflikt 1943-1947© Tadeusz Andrzej Olszanski, 1991 Die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Polen und Ukrainern 1943 bis1947 nennt man in der Literatur gewöhnlich den polnisch-ukrainischen Krieg. Wir werden hier nicht analysieren, inwieweit es Sinn macht, über diese Ereignisse in den Kategorien eines Unabhängigkeits-Krieges zu sprechen und beschränken uns auf die Nachzeichnung des Verlaufs (1). Das tief eingewurzelte Stereotyp dieses Konfliktes dreht sich um die Massenmorde an der polnischen Zivilbevölkerung, die in Wolhynien und Ostgalizien sowie westlich von Bug und San von den mit den Deutschen kollaborierenden Bulbiwci, Banderiwci oder auch einfach von den Ukrainern verübt worden seien. Bei diesen Vernichtungsaktionen, methodisch und mit raffinierter Grausamkeit durchgeführt, seien einige Tausend Opfer ums Leben gekommen. Die Polen hätten darauf allenfalls mit Selbstverteidigungsmaßnahmen in begrenzten Formen geantwortet. Das entsprechende ukrainische Stereotyp behauptet, dass die Polen, die sowohl mit den Deutschen als auch mit den Sowjets zusammen gearbeitet hätten, in der fraglichen Zeit vor allem am linken Bug-Ufer Massenmorde an der ukrainischen Zivilbevölkerung begangen hätten, und dass die ukrainischen Aktionen gegen Polen, wenn es denn überhaupt welche gegeben habe, Vergeltungscharakter gehabt hätten. Beide Stereotype beinhalten zahlreiche Elemente der Wahrheit, aber im allgemeinen sind sie verfälscht, obwohl die polnische Version ein bisschen näher am wirklichen Sachverhalt steht. Die Hauptquelle dieser Stereotype ist die Idealisierung des eigenen Volkes und seiner Einstellung zu den deutschen Besatzern. Die Besatzungszeit wird gerne als die Zeit der heiligen nationalen Einheit und des solidarischen Kampfes gegen die Eroberer dargestellt, wobei einzelne Überläufer nur Ausnahmen gewesen seien. Dieses Stereotyp, das in der Propagandaliteratur aller politischen Schattierungen ausgebreitet wird, lässt nicht mal den Gedanken zu, dass während der Okkupation ein normales Leben stattfand. Das wirkliche Ausmaß der Kollaboration mit den Besatzern wird nicht bewusst, auch nicht das Ausmaß der moralischen Verwüstung, die dieser Krieg mit sich brachte. Dieses Grundstereotyp spielt eine grundsätzliche Rolle, wenn wir den tatsächlichen Verlauf des letzten polnisch-ukrainischen Konfliktes betrachten. Er brach nicht aus, er war kein deus ex machina, er war vielmehr ein Ergebnis früherer Ereignisse, vor allem aus der Anfangsphase des Zweiten Weltkrieges. Ich erinnere daran, dass sich die ukrainische Bewegung im demokratischen polnischen Staat vor Kriegsbeginn relativ frei entwickeln konnte, sogar in extremen Formen, die sich des Terrors bedienten, allerdings der Staat konnte die Probleme nicht lösen, die das Zusammenleben von Polen und Ukrainern in einem Staat hervorrief, was die ukrainische Öffentlichkeit in die Arme der nationalistischen und zum Teil auch der kommunistischen Bewegung trieb. Die Ereignisse des Herbstes 1939 werden wir hier nicht detailliert erörtern. Wir halten fest, dass verschiedene Ereignisse wie die im Gerücht aufgebauschten ukrainischen Sabotageakte, die Überfälle auf polnische Flüchtlinge und Soldaten, sowie vor allem die Auslieferung von polnischen Soldaten an die Sowjets in der polnischen Gesellschaft eine neue Welle des Hasses auf die Ukrainer aufspülten, während die noch stärker übertriebenen Nachrichten über polnische Vergeltungsmaßnahmen den Hass auf der ukrainischen Seite verstärkten. Von größerer Bedeutung ist die zweijährige sowjetische Okkupation. Immer noch wenig bekannt ist die schreckliche Barbarei des NKWD, besonders jene sadistische Grausamkeit, deren Spuren die Leichen der Häftlinge aufwiesen, die 1941 umgebracht worden sind. Die nächste Etappe in der Destruktion der gesellschaftlichen Moral war die deutsche Besatzung: zuerst die Vernichtung von Hunderttausenden sowjetischer Kriegsgefangenen durch Hunger, später die Auslöschung der Juden unter mehr oder weniger erzwungener Teilnahme der Einheimischen, schließlich die massenhafte Verschleppung zur Zwangsarbeit, während der die deutschen Besatzer oft ganze Dörfer verbrannten und die Bevölkerung vernichteten, und auch die deutschen Antipartisanen-Aktionen, als ganze Ortschaften bis zum letzten Menschen vernichtet wurden. Wir erinnern auch an zahlreiche Morde an Untermenschen am hellichten Tage, nicht selten ohne jeden Anlass. Das alles führte unvermeidlich zur Schwächung des Gefühls der Heiligkeit, sogar jeglichen Wertes des menschlichen Lebens und bahnte den Weg für willkürliche Verbrechen. Außerdem mangelte es auf dem Land an Polizei. Die ehemalige staatliche (polnische) Polizei wurde von den Sowjets abgeschafft, und die von den Deutschen gegründete Polizei war eine militärische Hilfsformation. Der Kampf gegen die Kriminalität gehörte nicht zu ihren Aufgaben. Folglich verbreitete sich das Banditentum, praktisch jeder konnte an eine Feuerwaffe herankommen und sie beim kleinsten Anlass einsetzen. Somit gab es eine große Verführung, die militärische Verwirrung zu benutzen, um mit Nachbarn oder Verwandten abzurechnen (und Konflikte gab es nicht selten zwischen Vertretern verschiedener Nationalitäten), und solche Morde wurden dann oft irrtümlich als politischer Terror qualifiziert. Das ukrainische Territorium des II. Rzecz Pospolita wurde von den Deutschen aufgeteilt. Ostgalizien ging an das Generalgouvernement, wo dank der Tätigkeit des Ukrainischen Zentralkomitees, das mit den Deutschen zusammenarbeitete, lange Zeit eine verhältnismäßige Ruhe herrschte, u.a. auch deshalb, weil die Bandera-OUN dieses Territorium als ihr Hinterland betrachtete, wo kein aktiver Kampf geführt wurde. Wolhynien mit einem Teil von Polissia wurden dagegen ins Reichskommissariat Ukraine eingegliedert. Auf diesem Territorium nahm die deutsche Okkupation sehr brutale Formen an, und hier begann auch im Frühjahr 1942 die Massendeportation zur Zwangsarbeit nach Deutschland. Diese brutale Aktion führte zu einer Massenflucht der jungen Menschen (sowohl der polnischen als auch der ukrainischen) in die Wälder und zur Entstehung einer Partisanenbewegung, die später von verschiedenen politischen Organisationen beherrscht wurde. Andererseits retteten sich viele junge Männer vor der Deportation durch Eintritt in die Schutzmannschaften&sup (2);, was von den Besatzern begrüßt wurde, denn die wachsenden Verluste an der Front zwangen sie dazu, die Zahl der Deutschen in der Okkupationsverwaltung zu verringern. Solange die Front noch weit entfernt war, gab es in diesen Regionen nur wenige Deutsche, vor allem in Kommandofunktionen. Ausführende waren die Kollaborationsformationen, jene Schutzmannschaften, die man gewöhnlich polnisch oder ukrainisch nannte, obwohl zu diesem Teil der Reichs-Truppen nicht nur Polen und Ukrainer gehörten, sondern auch Russen, Letten, Usbeken und die Vertreter vieler anderen Nationalitäten. In die ukrainischen Kollaborationsformationen traten zunächst viele Menschen mit aufrichtig patriotischen Überzeugungen ein. Denn die Ukrainer waren gezwungen, zwischen zwei Feinden zu wählen, wobei ihnen die Deutschen als das kleinere Übel vorkamen. Außerdem erlaubte die OUN eine Zeit lang die deutsche Anwerbung, weil so immerhin viele junge Ukrainer eine militärische Grundausbildung an der Waffe erhielten. Die Polen hingegen, die zu den Schutzmannschaften gingen, waren mit Ausnahme von wenigen aus dem Untergrund delegierten Agenten die schlimmsten Lumpen und offensichtliche Verräter kein Pole konnte Zweifel daran haben, daß der Hauptfeind Polens in diesem Krieg Deutschland war. Später, nach der Explosion des Massenterrors, änderte sich die Situation, als die polnischen Männer, die zu den Schutzmannschaften gingen, dort nur noch die Rettung vor dem Tod suchten. Während der Deportation zur Zwangsarbeit und der darauf einsetzenden Massenflucht in die Wälder wuchs die Zahl der Mitglieder der ersten UPA (1942) von Taras Bulba-Borovec, und später der Bandera-UPA (Ukrainska Povstanska Armija die Ukrainische Aufständische Armee). Ähnlich profitierten die Armia Krajowa (= Heimat-Armee, in der Folge: AK) und andere polnische Formationen von des Aushebungen zur Zwangsarbeit, ebenso die sowjetischer Partisanen, die gewöhnlich von NKWD-Leuten geführt wurden. Gleichzeitig entstand eine große Zahl von wilden Einheiten, die niemandem unterstanden und kaum von Räuberbanden zu unterscheiden waren. Gegen sie kämpften wiederum alle regulären Partisanen, was ihre Grausamkeit verstärkte, denn verfolgt von allen gerieten die Wilden in die schlimmste Situation. Zudem versteckten sich in den Wäldern unterschiedliche Banden, Deserteure verschiedener Armeen, sowie die zur Verzweiflung getriebenen, zu allem bereiten Gruppen von Flüchtlingen. Sie alle lebten auf Kosten der Dörfer, bei Widerstand raubten sie, vergewaltigten und mordeten. Und sie alle nannten sich Armeen, und der eingeschüchterte Bauer, ob polnisch oder ukrainisch, war nicht imstande, die Partisanen von Banditen zu unterscheiden. Ende 1942 formierten sich in Wolhynien die ersten Einheiten der Bandera-Leute, die im Frühjahr des nächsten Jahres von den Bulbiwci den Namen UPA und die meisten Waldgruppen übernahmen. Zu gleicher Zeit desertierte ungefähr die Hälfte der ukrainischen Schutzmänner bei den Deutschen und ging auf Befehl der OUN in den Wald und bildete den Keim der Streitkräfte USSD&sup (3); in Wolhynien. Bald wurde die UPA nach der deutschen die zweitgrößte Armee in Wolhynien. Die Bandera-OUN rief zum Kampf auf sowohl gegen die Deutschen als auch gegen die Sowjets. Man hielt manchmal zu Recht die polnischen Partisanen für Verbündete der Sowjetunion. In der Praxis waren die Hauptgegner der UPA die sowjetischen Partisanen, der zweitwichtigste Feind war die polnische Gemeinschaft. Es ist nicht ganz klar, wann die Führung der Bandera-UPA die Entscheidung über die Entpolonisierung Wolhyniens und Polissias traf, aber gewiss nicht vor Ende 1942, vermutlich nach dem Ende der Schlacht von Stalingrad (2.2.43). Die UPA-Direktive selbst ist bis jetzt nicht publiziert worden, es gibt auch keine Beweise für ihre Existenz, aber der planmäßige Charakter dieser Operation läßt keine Zweifel zu. Die ukrainische politische Führung rechnete (die polnische übrigens auch) für die Nachkriegszeit mit einer Wiederherstellung des staus quo ante, d.h. also mit dem politischen und militärischen Kampf zwischen Polen und Ukrainern um den Staat und um die Grenzen. Die ukrainische Führung wollte vollendete Tatsachen schaffen: keine polnische Bevölkerung und keine polnischen Militäraktivitäten auf den umstrittenen Territorien. Wir haben keinen Grund zu behaupten, dass das Ziel der Operation die Ausrottung der polnischen Bevölkerung war, davon zeugt auch der Verlauf der Ereignisse nicht. Das Ziel war die Vertreibung der Polen aus Kresy (die früheren Randgebiete Polens, heute: ehemalige polnische Territorien Anmerkung des Übersetzers) mit allen Mitteln, um jeden Preis. Zum Blutvergießen zwischen Polen und Ukrainern war es schon früher gekommen, und zumeist war es ukrainisches Blut. Schon im Herbst 1941 begannen die Kampfgruppen der polnischen NDK (Volksdemokraten Anm. Üb.) mit Attentaten auf ukrainische Politiker im Generalgouvernement, und zur selben Zeit fanden im Gebiet Chelm Kämpfe und Morde statt, denen etwa 400 Ukrainer zum Opfer fielen. Ähnliche Aktionen, als Reaktion auf die deutsche Deportationspolitik gegen die polnische Bevölkerung aus dem Gebiet Zamojszyna deklariert, wurden später fortgesetzt, dann aber schon unter der Parole Vergeltung für Wolhynien!. Die Zeit der wolhynischen Terrors kann man in mehrere Phasen unterteilen. Bis Dezember 1942 fanden Morde an einzelnen Familien oder Personen statt, die man im allgemeinen schwerlich politischen Organisationen zuzuschreiben kann (derartige Zwischenfälle gab es, wie es aus einer kürzlich veröffentlichen Dokumentation des wolhynischen Terrors (4) zu ersehen ist, während der gesamten Terror-Periode). Seit Beginn 1943 nehmen die antipolnischen Aufstände zu, wobei der März einen Wendepunkt markiert: von nun an kann man von Massenterror sprechen. Der Höhepunkt des Terrors fällt auf Juli und August, als die Ukrainer auch schon stabile, verteidigungsfähige polnische Selbstverteidigungsgruppen überfielen. Im Sommer griff der Terror auch auf die nördlichen Gebiete Ostgaliziens über. Ab September läßt der Terror nach, und die ukrainisch-polnischen Kämpfe bekommen immer mehr einen regulären, militärischen Charakter. Den Mord in Obórky nennt man in der Literatur gewöhnlich als den Beginn des Terrors. Täter war die Kollaborations-Polizei, und zwar im Rahmen einer Antipartisanenoperation demzufolge war es ein deutsches Verbrechen, nicht das erste und nicht das letzte. Denn den permanenten Hintergrund für den antipolnischen Terror lieferte die deutsche Pazifizierung der Dörfer (sowohl der polnischen, als auch der ukrainischen), z.T. waren sie äußerst blutig und wurden hauptsächlich durch Schutzmannschaften durchgeführt. Im März 1943 begann die Entpolonisierung. Die Operation umfasste zuerst die Gebiete entlang der östlichen Grenze der II. Rzecz Pospolita: Sarny, Kostopil, Riwne und Zdolbuniw. Im Juni weitete sich der Terror auf die Gebiete Dubno und Luck aus, in Juli auf Horochiv, Kovel und Wolodymyr, und schließlich im August auf das westlichste Gebiet Lublin. Offensichtlich war die Aktion darauf angelegt, die polnische Bevölkerung sozusagen nach Westen abzudrängen. Allerdings überschritt der Terror nie die Grenzen der II. Rzecz Pospolita, obwohl ja weiter östlich die UPA agierte und die polnische Bevölkerung dort ziemlich groß war. Aber da diese Territorien nicht mehr Gegenstand künftiger ukrainisch-polnischer Auseinandersetzungen sein würden die Rzecz Pospolita hatte auf sie im Vertrag von Riga verzichtet brauchte man dort auch keine vorsorglichen Entpolonisierung. Eine antipolnische Operation begann in der Regel mit einer ultimativer Forderung an die Polen, ihre Heimat zu verlassen und hinter den Bug auszuwandern. Wir betonen ihre Heimat, denn von den dort angesiedelten polnischen Kolonisten der Zwischenkriegszeit hatte praktisch niemand den sowjetischen Terror überlebt, also waren vor allem solche Polen betroffen, die in Wolhynien seit mehreren Generationen lebten. Nicht selten wurden die polnischen Politiker schon in dieser Anfangsphase der Aktion getötet. In vielen Fällen, besonders nachdem sich die Ernsthaftigkeit der ukrainischen Drohungen erwies, fügten sich die Polen in ihr Schicksal. Falls ihr Ultimatum ignoriert wurde, handelten die Ukrainer nach dem deutschen Muster, d.h. sie töteten eine bestimmte Anzahl von Dorfbewohnern und verbrannten die Häuser, um den Polen eine Rückkehr unmöglich zu machen. Entgegen den Schutzbehauptungen der ukrainischen Emigrationsautoren wird die Tatsache der ukrainischen Initiative (das heißt des nicht provozierten Charakters der ganzen Operation) eindeutig von deutschen Dokumenten bestätigt; strittig bleibt hingegen die Frage, welche von den ukrainischen Gruppierungen mit dem Morden angefangen hat, Banderiwci oder Bulbiwci; beide Gruppen beschuldigen sich gegenseitig, wenn sie überhaupt zugeben, dass derartige Greuel vorgekommen sind. Fest steht jedenfalls, dass die Verantwortung für die organisierte Entpolonisierung bei der Bandera-UPA liegt, denn 1943 waren in Wolhynien nur Deutsche und Bandera-Leute imstande, eine solche Operation durchzuführen. Im Juli 1943 kam es zu einer Intensivierung des Terrors. Zbrodnie... zählt in diesem Monat 300 antipolnische Aktionen (insgesamt im Jahr 1943: 900). Über 100 davon fallen in die Zeit zwischen dem 10. und 15. Juli, davon 57 Aktionen am 11. Juli, und 22 am nächsten Tag. In Wirklichkeit war die Zahl der Angriffe auf polnische Dörfer an diesen Tagen noch höher, denn viele ähnliche Vorfälle sind nicht nach dem Datum, sondern nur nach dem Monat registriert. Im August wurden 135 Übergriffe gezählt, zum Vergleich: im Juni waren es 78 und im September nur 39. (5) Turowski berichtet von einem konzentrierten Vormarsch der UPA-Truppen aus drei Richtungen (6), man habe diesmal kein Ultimatum gestellt, die Menschen hatten keine Zeit zur Flucht sehr viele Dörfer wurden verbrannt, die Einwohner getötet. Die UPA allein wäre nicht imstande gewesen, derartige Operationen durchzuführen, aber man hatte zuvor zu diesem Zweck bei den Bauern neue Mannschaft rekrutiert. Die Gründe für die Verschärfung des Terrors sind offensichtlich: die Polen konzentrierten sich zunehmend in den Selbstverteidigungsgruppen, und die Kräfte der AK nahmen zu. Zudem: Die UPA wollte zuschlagen, bevor die Bauern zur Erntearbeit weggelaufen wären. Außerdem plante die UPA, spätere Angriffe gegen die Deutschen (Schutzmannschaften) zu richten sowie gegen die sowjetischen Partisanen, die aus dem hungernden Polissia ihre Hände nach dem Getreide Wolhyniens ausstreckten. In den gesäuberten Gebieten führte die UPA dann eine Agrarreform durch, indem sie den ukrainischen Bauern die verlassenen Grundstücke der polnischen Dorfbewohner und die Ländereien der (polnischen) Großgrundbesitzer überschrieb. Allein im Südosten Wolhyniens wurden so bis Herbst 1943 insgesamt 1.500 Bauernhöfe umverteilt, eine Tatsache, die deutlich macht, wie sehr die Ukrainer danach strebten, die Welt vor vollendete Tatsachen zu stellen. Da die wolhynische Dörfer übervölkert waren, nimmt es nicht Wunder, dass die Entpolonisierung massenhafte Unterstützung bei den ukrainischen Bauern fand. Im Norden Wolhyniens wurde die Bauern übrigens auch von kommunistischen Agenten zu antipolnischen Operationen aufgehetzt. Das in der polnischen Überlieferung fest eingeprägte Stereotyp des ukrainischen Waffensegens durch orthodoxe Priester wurde bisher dokumentarisch nur in einem Fall (7) bestätigt, und wir haben gute Gründe anzunehmen, dass es sich tatsächlich nur um einen Einzelfall oder höchstens um einzelne wenige Fälle gehandelt hat (8). Gleichwohl zeigt das Beispiel, dass die einfachen Bauern (im Gegensatz zu UPA-Leuten oder Schutzmännern) eine zusätzliche Motivation wie etwa die religiöse brauchten. Die da mit Mistgabeln, Sensen und Äxten kamen, einfache Menschen, die in die Ereignisse hineingezogen worden waren, ohne ihren Sinn zu verstehen, Menschen, die mit Wodka (ganz wie in den alten Geschichten der Hajdamaken) die Unruhe des Gewissens betäubten, und gerade sie verübten damals die schrecklichsten Greueltaten, die sich dann tief in das polnische kollektive Bewusstsein eingeprägt haben. Solche Fälle gab es mit Sicherheit weniger, als gewöhnlich angenommen wird, aber selbstverständlich erinnert man besonders heftig diese makabren Morde, und es gibt andererseits auch keinen Grund, sie nachträglich abzuleugnen. Durch ganz Wolhynien zogen von Osten nach Westen die Flüchtlings-Kolonnen. Hunderttausende Polen versteckten sich hinter dem Bug, in Ostgalizien und in den Städten, viele flohen, noch bevor die Entpolonisierer ins Dorf kamen, viele kamen noch unterwegs ums Leben, gewaltsam oder durch Hunger und Erschöpfung, andere wurden von den deutschen Grenztruppen am Bug erschossen, der Rest kam großenteils zur Zwangsarbeit nach Deutschland, viele starben dort vor Erschöpfung oder unter den Bomben der Alliierten. Auch die polnischen Stadtbewohner sahen sich in Gefahr, viele suchten Rettung in polnischen Dörfern des Oblast Zhytomyr über ihr Schicksal weiß man am wenigsten. Die Flüchtlinge trugen in ihrer Seele die Erinnerungen an brennende Dörfer, an ermordete und gefolterte Menschen. Gleichzeitig übertreibt die allgemeine Panik das Ausmaß der Ereignisse ein verbranntes Dorf verwandelt sich in ein bis auf den letzten Menschen vernichtetes, jeder einzelne der weitverstreuten Flüchtlinge ist fest davon überzeugt, der einzige Überlebende zu sein, die mündlichen Erzählungen blasen die Zahl der Opfer über jedes Maß auf. Auf solche Weise verfestigte und erhielt sich bis auf den heutigen Tag (insbesondere am linken Bug-Ufer) das überdimensionierte Bild von ukrainischen Massakern in Wolhynien mit ganz und gar phantastischen Opferzahlen. Nicht alle konnten oder wollten fliehen. In einigen Ortschaften Wolhyniens entstanden sogenannte Zentren für Selbstverteidigung, wo sich die Polen sammelten. Häufig tolerierten die Deutschen das, manchmal halfen sie sogar, aber es kam auch vor, dass sie die Waffen beschlagnahmten und die Anführer verhafteten. Die Armia Krajowa, der die Selbstverteidigungsgruppen unterstanden, wurde immer stärker durch Zulauf aus dem Generalgouvernement und durch die immer engere Zusammenarbeit mit den sowjetischen Partisanen. Das größte Zentrum der Selbstverteidigung, Przebraze, stoppte die Angriffe der UPA nur mit sowjetischer Hilfe. Man schätzt, dass etwa 70.000 Polen die Zeit des Terrors in den Selbstverteidigungszentren Wolhyniens und Ostgaliziens überlebten. Die Verantwortung für den Terror liegt vor allem bei der ukrainischen politischen Führung, genauer gesagt: bei der Bandera-OUN. Große Verantwortung tragen auch die Deutschen, nicht nur, weil sie als Besatzungsmacht für die Sicherheit auf diesen Territorien verantwortlich waren und weil sie die verbrecherische Tätigkeit der Schutzmannschaften förderten, sondern auch, weil sie immer wieder unmittelbare Provokationen inzenierten, indem sie sich als polnische oder ukrainische Partisanen ausgaben. (9) Den blutigen Wahnsinn verurteilte auf schärfste der Metropopolit der griechisch-katholischen Kirche Andrij Graf Scheptyckyj, aber im orthodoxen Wolhynien hatte seine Stimme kein Gewicht, und auch in Galizien war seine Autorität geschwunden. An diese Stelle soll allerdings erwähnt werden, dass sehr viele Ukrainer, vor allem die ältere Generation, die nicht in den Strudel der Kriegsdemoralisierung hineingezogen worden war, die Morde verurteilten, obwohl sie nicht immer den Mut hatten, dagegen offen aufzutreten. Teilweise verurteilten sie auch die Vertreibung der Polen. Sehr viele Polen wurden dank den Warnungen oder sogar der tätigen Hilfe ihrer ukrainischen Nachbarn gerettet. Diese Fakten kann man praktisch in jedem polnischen Erinnerungsbuch über jene Jahre finden. In diesem Zusammenhang muss man daran erinnern, dass Ukrainer, die den Polen halfen, die schreckliche Rache ihrer Landsleute riskierten. Die Rolle der Sowjets während dieser Ereignisse war zweideutig. Einerseits kämpften die sowjetischen Partisanen absolut kompromisslos gegen die UPA, noch erbitterter als gegen die Deutschen, sie zerstörten die ukrainischen Dörfer und vernichteten die Bevölkerung. Andererseits war ihr Bündnis mit der AK nur provisorischer, taktischer Natur. Denn Moskau hatte ja durchaus ein Interesse daran, dass die Polen aus den polnischen Grenzgebieten verschwänden, die sich die UdSSR später als Westukraine einverleiben wollte. Die Kommunisten infiltrierten häufig die lokalen Organisationen der OUN und agitierten dann besonders heftig für den Mord an Polen. Es ist auch belegt, dass sich sowjetische Truppen als UPA ausgaben und besonders brutal gegen die polnische Bevölkerung vorgingen, in der Hoffnung, dass dann später die Rote Armee als Befreier vom UPA-Terror auftreten könnte. Ähnliche Aktionen fanden sowohl in Polen als auch in der Ukraine in der unmittelbaren Nachkriegszeit statt, wo sowjetische Einheiten als angebliche Bandera-Leute die Bevölkerung terrorisierten. Auch die polnischen Selbstverteidigungsgruppen schlugen mit Präventiv oder Vorbeugungsaktionen zu. Sie verbrannten die ukrainischen Dörfer, die in der Nähe der Selbstverteidigungsgruppen lagen, oder solche, die sie als nationalistische Nester erklärten, zweifellos kam es dabei auch zu Morden an der Zivilbevölkerung (10). Aber die ukrainischen Quellen, die über polnischen Pazifizierungsaktionen berichten, nennen im allgemeinen eine so kleine Zahl von Toten, dass es schwer einzuschätzen ist, ob es sich um Mordopfer oder um Gefallene handelte. Die eindeutig dokumentierten Massaker hingegen belasten mit Schuld fast ausschließlich die Schutzmannschaften, in denen vor allem Polen dienten. Denn trotz der strenger Verbote aus den Kommandozentralen des Untergrunds gingen ziemlich viele junge polnische Männer in die Schutzmannschaften der Deutschen (11). Die einen suchten dort die Rettung, die anderen Rache für das Blut der Verwandten. Diese letzteren hatten eine größere Motivation und gaben den Ton an. Die polnischen Polizeibataillone der Deutschen lagen in Kobryn, Kowel, Ruzhytschi und Klewan. Die Deutschen brachten noch ein zusätzliches Polizeibataillon aus dem Generalgouvernement, das, wie es in einem Bericht der AK heisst: den zahlreichen Grausamkeiten den Charakter der polnischen Rache verliehen hatte. Gerade diese Gruppen blieben den Ukrainern am schlimmsten in Erinnerung, um so mehr, als auch in diesem Fall die Panik und das Gerücht deren Taten übertrieb. Nichtsdestotrotz unterscheiden die ukrainischen Autoren nur sehr selten zwischen den Kollaborateuren (Schutzmannschaften) und den AK-Truppen, wenn sie von Polen und polnischen Verbrechern schreiben. Schließlich unterscheiden auch polnische Autoren nur in Ausnahmefällen zwischen den ukrainischen UnabhängigkeitsKämpfern und den Kollaborateuren. Die polnische Untergrundführung hatte unzureichende Informationen über die Lage in Kresy, und der Ausbruch des Terrors in Wolhynien kam für sie völlig überraschend. Die Verhandlungen zwischen den Regierungvertretern und den Delegierten der Bandera-OUN gingen schleppend und letztendlich ergebnislos voran. Polen bestand auf einmal auf der Ganzheit des Territoriums der II. Rzecz Pospolita, was für die Bandera-Leute, die sich als Vertreter des 1941 wiederhergestellten ukrainischen Staates verstanden, völlig inakzeptabel war. Es wurde zwar im März 1944 ein polnisch-ukrainisches Protokoll unterzeichnet, in dem es auch an Widersprüchen nicht fehlte, aber der Verhandlungsweg führte zu nichts. Polen stand eindeutig auf Seite der Alliierten, was es auch durch seine Zusammenarbeit mit der Sowjetarmee in der Operation Buria (Sturm) bestätigte. Umgekehrt richtete die UPA während des deutschen Rückzugs die Waffen gegen die Rote Armee und stellte sich so auf die Seite der Achsenmächte. In Ostgalizien herrschte lange Zeit Ruhe. Erst im Spätsommer 1943 griff der Terror auf die Gebiete über, die an Wolhynien grenzten, wenn auch in geringerem Ausmaß. Erst im Winter 1944 wurden die UPA-Truppen durch die heranrückende Front von Wolhynien abgedrängt, und sofort nahm der Terror in der Region zu. Seit Anfang 1944 kam es allmählich im ganzen Oblast Lviv zu antipolnischen Aufständen, in geringerem Ausmaß auch in den Oblast Stanislaw und Ternopil. Nur im Erdölbecken (Drohobytsch) fanden keine Terrorakten statt, dort hielten die Deutschen ihre Ordnung (im Interesse der kriegswichtigen Produktion) mit eiserner Hand aufrecht. In Lviv begingen in die ukrainische Polizei infiltrierte OUN-Mitglieder zahlreiche Morde an Polen, es kam zu polnischen Vergeltungsschlägen, in beiden Fällen handelte es sich um Anschläge auf prominente Persönlichkeiten. Anfang 1944 beschloss die UPA noch unter der deutschen Besatzung sogenannte befreiten Territorien zu bilden, als sichtbaren Beweis für die Existenz des ukrainischen Staates und als Basis für die Gründung einer regulären ukrainischen Armee. Zu diesem Gebiet sollten die Kreise Bibrka, Peremyschlany, Rohatyn, und Berezhany gehören, was gewiss nicht zufällig eine perfekte Ausgangsbasis für einen Angriff auf Lviv darstellte. Die Deutschen verloren dann auch schnell die Kontrolle über diesen Raum, als einzig ernstzunehmender Gegner der UPA blieb die AK. In den Kämpfen kamen sehr viele dort wohnhafte Polen ums Leben, im Peremyschlany z.B. 800 von 20.000 Einwohnern 15.000 konnte flüchteten, hauptsächlich nach Lviv. Infolge dieser Entwicklung entstanden auch in Ostgalizien polnische Selbstverteidigungsgruppen, aber sie waren unbedeutend und relativ schwach. Hier nahmen die Polen häufiger als in Wolhynien die Unterstützung der Deutschen in Anspruch, so z.B. im Kreis Zhovkva, wo die deutschen Besatzer die Polen bewaffneten, um so der Anarchie hinter der immer näher rückenden Front Einhalt zu gebieten. Die bekanntesten Zentren der Selbstverteidigung waren hier Hanatschiv, Bilka Korolviska und Hutas, Verchniebuzka, Brodiwska und Peniacka. Ein Teil dieser Zentren wurde von der UPA und den Deutschen vernichtet, beteiligt waren auch Truppen der SS-Division Galizien (12), zuerst die für Polizieifunktionen bestimmte Kampfgruppe Beyersdorf (13), später dann (Frühjahr/Sommer 1944) auch reguläre Truppen der Division. Während dieser Aktionen kam es ständig von deutscher Seite zu Morden in der polnischen wie in der ukrainischen Zivilbevölkerung. Der polnische Widerstand in Ostgalizien war entschiedener und blutiger als in Wolhynien, denn die ukrainischen Angriffe begannen hier später, infolgedessen war die polnische Seite vorbereitet, und besonders aus Lviv liefen der AK hochmotivierte und gut ausgebildete Kämpfer zu, aber die Schraube der Gewalt war endlos: So versuchte z.B. der lviver KEDYW (Sabotage-Kommando in der AK) im April 1944 mit einer brutalen Aktion den Terror langfristig zu stoppen, aber sobald diese Gruppe nach Lviv zurückkehrte, mussten noch mehr Polen sterben als vorher. Die Terrorwelle legte sich erst in Juni, als die Front schon nahe war und die UPA neu disponieren musste die Kollaborateure unterdes flohen in den Westen. Nachdem die Sowjets die Deutschen als Besatzungsmacht abgelöst hatten, stellte die UPA ihre Tätigkeiten keineswegs ein, aber die Situation der Polen war nun schlechter als zuvor, denn ihre Zentren der Selbstverteidigung existierten nicht mehr, die Einheiten der AK konnten nicht mehr eingreifen, und infolge der Deportationen nach Osten und der Rekrutierung für die Rote Armee schmolzen die aktivsten polnischen Gruppierungen auf ein Zehntel der früheren Stärke. Zwar ging ein großer Teil der Zivilbevölkerung (vor allem aus Wolhynien) mit der Armee nach Westen, aber sehr viele Polen sind auch in den östlichen Gebieten geblieben. In dieser Zeit vermied die UPA zunächst noch offene Kämpfe mit der Sowjetarmee, rüstete stattdessen auf und verstärkte sich durch den Zulauf aus den Kollaborations-Formationen (Schutzmänner und Reste der SS-Division Galizien). Im Herbst 1944 und im Frühjahr 1945 kam es zu einer neuen Welle des antipolnischen Terrors, diesmal offenkundig ungeplant und nicht koordiniert. Zuerst Überfälle auf Dörfer, wo die Bauern, um der Deportation nach Sibirien zu entgehen und Schutz vor der UPA zu bekommen, Sympathie für die Sowjetmacht geäußert hatten. Dort, wo die AK nicht wirkte (z.B. Kreis Rava-Ruska), und an Orten, wo die polnische Bevölkerung die sowjetische Verwaltung nicht unterstützte, wurden mit großer Wahrscheinlichkeit viele Verbrechen, die man der UPA zuschreibt, in Wirklichkeit vom NKWD begangen. Da die Sowjetmacht nicht genug eigene Kräfte zur Verfügung hatte, um das Hinterland zu kontrollieren, organisierte sie Pazifizierungsgruppen (14), ähnlich den deutschen Schutzmannschaften, allerdings waren diese sehr viel weniger schlagkräftig. Vor allem im Oblast Lviv stellten die Polen einen bedeutenden Anteil dieser Truppe, da sie von der Sowjetmacht nicht der Kollaboration mit der UPA verdächtigt werden konnten. Diese Leute akzeptierten jede Bedingung, nur um in solchen Zeiten nicht waffenlos zu bleiben. Somit dauerten die Kämpfe zwischen Polen und Ukrainern an, sie hörten erst auf, nachdem die Polen aus Kresy deportiert worden waren. In der jüngsten Zeit wurden gelegentlich Artikel publiziert, die besagten, dass die Morde an den der Kollaboration mit der Sowjetmacht verdächtigten Polen in der Ukraine bis Anfang der 50er Jahre angedauert hätten. Aber die Geschichte der Polen unter der zweiten sowjetischen Besatzung ist noch wenig bekannt und bedarf gründlicher Untersuchungen (15). So endete die erste, die wichtigste und blutigste Periode des polnisch-ukrainischen Konflikts der 40er Jahren. Die Zahl der Opfer ist strittig, verschiedene Autoren bieten unterschiedliche Zahlen. Aber es bleiben uns nur Schätzungen, da es keine Möglichkeit gibt, die genaue Zahl der Opfer festzustellen, allein schon deshalb nicht, weil niemand weiß, wie viele Polen zu Beginn der Entpolonisierung in Kresy lebten. Die höchste unter den seriösen Einschätzungen, die schon 1944 geboten wurde, die von Studnicki, nennt 200.000 Opfer (16). Neuerdings werden in Polen sehr viel höhere Zahlen publiziert, 400.000 oder 600.000, aber das sind völlig unbewiesene Behauptungen. Die meisten der seriösen Einschätzungen nennen um die 100.000 gefallene und ermordete Polen, die nicht die Opfer des deutschen Terrors waren. Dabei wird allerdings die Zeit der sowjetischen Besatzung nicht berücksichtigt. Zu dieser letzten Zahl (unter 100 000, in Wolhynien maximal 35 000) neigt auch der bedeutendste polnische Sachkenner, R.Torzecki, Autor einer auf Quellenforschung gegründeten Monographie. Seine auf Wolhynien bezogene Zahl (17) entspricht in etwa der tatsächlich dokumentierten Zahl der Opfer, die in Zbrodnie... angegeben wurde. Die Autoren dieser Publikation merken zu Recht an, dass ihr Material keineswegs erschöpfend ist, aber eine willkürliche Verdoppelung der Zahl der Opfer (18) vermindert dann doch die Glaubwürdigkeit dieser ansonsten wertvollen Publikation. Diese Zahl schließt nicht nur die Opfer der UPA, der Bauerngruppen und der ukrainischen Schutzmannschaften ein, sondern auch die Opfer der sowjetischen Partisanen, der wilden Gruppen und Waldbanden, Deserteure und der einfachen Kriminellen. Ohne Zweifel sind auch viele vor Hunger und Erschöpfung auf der Flucht gestorben wir werden nie genau feststellen können, wie viele Opfer auf wessen Konto gehen. Auch die andere Seite zählt ihre Toten. Die 1990 erschienene Monographie über die Kämpfe in Wolhynien nennt ca. 2.000 Ukrainer, die im Laufe der Vergeltungsaktionen (das heißt von der AK) getötet wurden, sowie mehrere hundert Gefallene in den 150 Kämpfen zwischen der AK und der UPA in Wolhynien (19). Wahrscheinlich sind die ukrainischen Verluste noch höher, aber wesentlich kleiner als die polnischen. Ich nehme an, dass sie etwa ein Drittel der polnischen Opfer ausmachen, d.h. insgesamt etwa 30.000 auf dem gesamten in den Konflikt einbezogenen Territorium bis zum Ende der deutschen Besatzung, und unter Einschluss aller Täter-Kategorien, ausgenommen bleiben der offenkundig deutsche Terror und die direkten Aktionen der sowjetischen Partisanen. Diese Zahl widerspricht nicht den Einschätzungen von Turowski. Jedoch beim jetzigen Forschungsstand kann weder diese Zahl noch irgendeine andere verifiziert werden. Polnische Autoren qualifizieren ziemlich einstimmig die antipolnische Aktion der UPA als Völkermord. Diese Behauptung scheint mir nicht begründet zu sein. Wenn Völkermord eine geplante und systematisch durchgeführte Aktion mit dem Ziel der physischen Vernichtung einer bestimmten Gruppe von Menschen ist, dann müssen wir feststellen, dass die ukrainische Entpolonisierung nicht den Charakter eines Genozids hatte. Ihr Ziel war die Vertreibung und nicht die Vernichtung der polnischen Bevölkerung. Kein Zweifel, während dieser Aktion sind große Verbrechen begangen worden, und sie hatte insgesamt einen verbrecherischen Charakter, aber sie war nicht ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit wie die Taten des deutschen Reiches, die die völlige Vernichtung der Juden und Zigeuner und zum Teil auch der slawischen Völker zum Ziel hatten. Und kein Zweifel, es waren die Kollaborationsformationen aller Nationalitäten, die sich oftmals an diesen deutschen Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt haben. Im Herbst 1944 begann westlich von San und Bug eine neue Etappe des Konflikts. Die UPA kämpfte mit einer auf diesen Territorien bisher noch nie gekannten Heftigkeit gegen den NKWD und später dann auch gegen die immer stärker werdenden Verbände des kommunistischen Polen sowie gegen den polnischen bewaffneten Untergrund. Das Organisationsnetz der UPA in Polen reichte von Kodnia im Norden bis Wisłok Wlk. im Südwesten, somit umfasste es nicht den ganzen ethnographischen Teil Polens, wo Ukrainer lebten. Die Landesorganisation der UPA zählte 1945 etwa 2.400 Kämpfer in den Partisanengruppen und eine ungefähr gleichgroße, aber ständig wechselnde Zahl von Personen, die in den Kampfgruppen der ländlichen Selbstverteidigung (Vereinen) eingesetzt wurden. Das PKWN (das Polnische Komitee der Nationalen Befreiung) wollte die ukrainische Frage durch eine vollständige Umsiedlung der Ukrainer lösen, wie es auch die Vereinbarung mit der Regierung der UdSSR vorsah. Die Freiwilligkeit dieser Umsiedlungen war mehr schlecht als recht eingehalten, und das auch nur im Anfangsstadium, als ca. 150.000 Menschen in die Sowjetukraine übersiedelten, von insgesamt ca. 600.000 Ukrainer, die sich in den Jalta-Grenzen Polens befanden. Im Sommer 1945 begann dann die Zwangsumsiedlung unter Einsatz der Armee. Im Laufe dieser Operation begingen die Einheiten des Innenministeriums (später KBW), sowie die Polizei und die Truppen der polnischen Armee zahlreiche Morde, darunter auch Massaker an der Zivilbevölkerung. Die Absicht war, die Ukrainer einzuschüchtern und sie zu zwingen, auszuwandern, nicht anders hatten die Deutschen im Oblast Zamosc und die Bandera-Leute in Wolhynien gehandelt. Zahlreiche Morde begingen auch polnische unabhängige Gruppen, sowie ad hoc formierte Banden, die nicht selten von Milizfunktionären (häufig ehemaligen AK-Leuten) angeführt wurden. Der Terror jener Jahre ist bis heute im Gedächtnis der Ukrainer präsent und, extrapoliert in die Vergangenheit, überschattet und deformiert er das Verständnis der Ereignisse von 1942-44 genau so, wie das polnische Bild der Ereignisse von 1939 und 1944-47 durch die Extrapolierung des Wolhyner Terror deformiert wird. Die UPA tat ihr Bestes, um dem Umsiedlungs-Terror zu widerstehen, aber sie war nicht imstande, einen regulären Krieg gegen die polnische Armee zu führen. Die selbsttätigen Terrorakte von 1945 hingegen zogen entschiedene Vergeltungsmaßnahmen nach sich, die zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung zur Folge hatten, darunter im San-Gebiet, wo der gegenseitige Terror gerade zu jener Zeit seinen Höhepunkt erreichte, und die Propaganda und Ausweitung des kommunistischen Terrors beeinflussten bis zu einem bestimmten Grad den Wandel der Einstellung der polnischen Bauern zu Ukrainern. 1946 kam es öfter vor, dass Polen ihren ukrainischen Nachbarn halfen und sie vor der Deportation versteckten. Es ist nicht auszuschließen, dass der NKWD zunächst versuchte, die UPA zum Kampf gegen die polnischen Selbständigkeitsgruppen zu bewegen, und erst als es misslungen war, begann der NKWD die UPA auch in Polen zu bekämpfen. Aus zahlreichen Zeugnissen folgt, dass zu Beginn, obwohl auch unter Angriffen der UPA leidend, die sowjetischen Einheiten die UPA einigermaßen tolerierten. Bis jetzt ist auch die Frage nicht geklärt, wie weit der NKWD in die Führung der OUN-UPA in Polen eingedrungen war, aber wir wissen, dass ihm in der Ukraine die Infiltration recht gut gelungen ist. In diesem Kontext sei daran erinnert, dass der Familienname eines UPA-Chefs in den Beskyden (Stach) selbst den ukrainischen Emigrationsautoren unbekannt ist (20). Im Frühjahr 1945 griffen Einheiten des NKWD Dyniw an und gaben sich dabei zuerst als UPA aus. Dieses und andere Beispiele legen uns nahe, vorsichtiger mit der Schuldzuweisung an die UPA umzugehen, in manchen Fällen könnte es sich auch um sowjetische Provokation gehandelt haben. Nicht nur Panik und Gerücht sorgten dafür, dass die Ausmaße der Bluttaten übertrieben wurden, sondern auch bewusste Manipulation durch Propaganda, denn die Nachrichten von echten oder erfundenen Grausamkeiten lenkten die Aufmerksamkeit der polnischen Gesellschaft von den Verbrechen des sowjetischen und des polnischen NKWD ab, deren Verbrechen die Taten der UPA westlich von San und Bug um einiges überstieg. 1945 war die UPA in Prinzip auf dem von ihr kontrollierten Territorium Herr der Lage, aber mit der Zeit verlor sie die Kontrolle unter dem immer stärker werdenden Druck der Armee und infolge der Umsiedlung von immer mehr ukrainischen Dörfern. Politisch befand sich die UPA in einem Dilemma. Einerseits war sie an der Bildung einer gemeinsamen polnisch-ukrainischen Front gegen die sowjetische Besatzung interessiert, andererseits verzichtete sie auch weiterhin nicht auf territoriale Ansprüche auf Kosten Polens in seinen Jalta-Grenzen. Es kam zu Kontakte zwischen der UPA und der polnischen Gruppe Freiheit und Unabhängigkeit, zu einer taktischen Vereinbarung und einigen gemeinsamen Operationen gegen NKWD und UBP (Innere Sicherheit) im Gebiet Lublin die bekannteste und größte war der Angriff auf Hrubesziw am 26.Mai 1946 das alles hatte jedoch keine große Bedeutung, denn die polnische Führung wollte die Waldtruppen auflösen, und die grundsätzlichen politischen Gegensätze zwischen den polnischen und ukrainischen Unabhängigkeitsbewegungen schienen unüberbrückbar. Bis Ende 1946 sah die KP-Führung Polens im polnischen Untergrund den Hauptfeind, infolgedessen wurden nicht ausreichend Truppen eingesetzt, um die entschlossenen und gut geschulten Partisanen der UPA zu bekämpfen. Im Herbst 1946 wurde die UPA merklich schwächer die Waffen- und Munitionsvorräte gingen aus, und die Perspektive eines Dritten Weltkrieges begann zu schwinden. Gleichwohl gelang der polnischen Armee bis zur Aktion Weichsel kein einziges Mal ein entscheidender Schlag gegen ein UPA-Kommando. Die ukrainischen Partisanen behielten bis zuletzt eine erstaunliche Entschlossenheit Fahnenflucht kam selten vor, und Gefangennahme nur in Ausnahmefällen (die meisten von Polen gefangenen ukrainischen Partisanen waren entweder verwundet oder in einer Falle überrascht worden). Selbstmord in auswegloser Lage war nicht nur bei Offizieren die Regel. Und wie auch immer man die Motive der UPA-Taten bewerten will, wir müssen zugeben, dass diese Kämpfer nicht nur gegen andere, sondern auch gegen sich selbst gnadenlos sein konnten. Die Amnestie von 1947 schloss (wie schon eine vorhergegangene) OUN und UPA aus, die als Verbündete von Hitlerdeutschland der SS-Division Galizien gleichgestellt und den verbrecherischen Organisationen zugerechnet wurden, strafbar war schon allein die Zugehörigkeit. Diese Ausnahmestellung hatte eine eindeutig nationalistische Ausrichtung auf solche Weise wurden die Ukrainer aus der Zivilgesellschaft des polnischen Staates und aus dem damaligen Prozess der nationalen Versöhnung ausgeschlossen. Infolge der Amnestie löste sich der polnische Untergrund praktisch auf, und somit blieb nur noch die ukrainische Partisanenbewegung als Hauptproblem der Inneren Sicherheit des Landes übrig. Aber die polnische Regierung hatte keineswegs vor, dieses Problem mit politischen Mitteln zu lösen. Wir haben Anlass zu glauben, dass ein bedeutender Teil der UPA- Mitglieder (darunter die Neurekrutierten und Mitglieder der Selbstverteidigungsgruppen) die Amnestie angenommen hätten. In den Wäldern wären einige Unversöhnliche übrig geblieben, und die Dörfer wären gezwungen gewesen, bei der Armee um Schutz vor der Rache der Waldmenschen nachzusuchen. Das hätte sehr viele Opfer erspart, sowohl auf polnischer als auch auf ukrainischer Seite. Aber Warschau (und anscheinend auch Moskau) verfolgte ein anderes Ziel. Eine große Operation gegen die UPA und den Rest der ukrainischen Bevölkerung Polens (ca. 150.000 Menschen) wurde schon 1946 vorbereitet. Als Muster diente die stalinsche Praxis der Lösung der nationalen Probleme; die Schulung der Sicherheitskräften und der Armee übernahmen die sowjetischen Instrukteure. Aber noch bevor die Vorbereitung der Operation abgeschlossen war, kam in einer Falle bei Jablonki in den Beskyden der überaus populäre General Swierczewski ums Leben (21). In dieser Situation bekam die Operation Aktion Weichsel eine große Resonanz, denn man konnte sie nun als Rache für den Tod Swierczewskis darstellen, obwohl das eigentliche Ziel der Aktion die Umsiedlung der ukrainischen Bevölkerung war und erst in zweiter Linie die Vernichtung der ukrainischen Partisanenbewegung. Die Umsiedlung fand unter großer Brutalität statt, begleitet von vielen Morden. Die Ausgesiedelten wurden weit verstreut in die westlichen und nördlichen Territorien des Landes gebracht, wodurch die traditionellen Beziehungen von Dorfgemeinschaft und Familie zerrissen wurden. Bei dieser Gelegenheit wurden alle Formen des ukrainischen Lebens zerstört, die es in Polen noch gab. Kurz: Das unausgesprochene Ziel war: Liquidierung der ukrainischen Gemeinde in Polen mit den Mitteln der Zwangspolonisierung modo sovietico. Im Frühjahr 1947 zählte die UPA in Polen noch ca. 1.800 Personen, die in den Wäldern lebten. Von den vielen Kuschowykiw stärkten einige Hundert die Partisanenbewegung die Mehrheit ließ sich widerstandslos deportieren. Gegen die UPA wurden 20.000 Militärs eingesetzt, und da die Operation stufenweise durchgeführt wurde, war die situative Überzahl der Armee noch größer. Da es offenkundig keinen Sinn mehr machte, den Kampf fortzusetzen, nachdem die Bevölkerung schon deportiert worden war, befahl die Führung der UPA den Truppen, sich in andere Gebiete zurückzuziehen hauptsächlich in die Ukraine oder nach Deutschland, in die amerikanische Besatzungszone. Aber die Verluste waren sehr groß, und im Herbst 1947 hörte die ukrainische Partisanenbewegung in Polen zu existieren auf. Noch einige Zeit existierten die Überreste der zerschlagenen Truppen und das Konspirationsnetz, einige Partisanen versteckten sich verzweifelt in den Waldbunkern bis zu der Amnestie 1956. Die Verluste in diesen Kämpfen waren nicht hoch, besonders im Vergleich zu dem Wolhyner Terror. Nach offiziellen Angaben haben die UPA-Leute 2.200 Menschen umgebracht, darunter nicht mehr als 690 Zivillisten (unter ihnen gab es auch einige Ukrainer, nach einigen Angaben bis zur Hälfte). Auf der ukrainischen Seite sind 5.500 Personen umgekommen, davon 1.500 während der Aktion Weichsel. Die Verluste des NKWD sind unbekannt. Diese Daten schließen nicht die Ukrainer ein, die in den Kämpfen gegen den polnischen Selbständigkeitsuntergrund fielen sowie von ihm ermordet wurden wahrscheinlich erreichte die Zahl der ukrainischen Opfer in Polen 8-10.000 Personen, im wesentlichen Zivilisten. 1947 war das letzte Jahr des blutigen polnisch-ukrainischen Konflikts, aber noch einige Jahre danach starben die Ukrainer in den Gefängnissen. Es wurden insgesamt ca. 300 Personen hingerichtet, der letzte Urteil wurde 1950 ausgeführt. Dieser Konflikt endete mit einer schrecklichen Niederlage der Ukrainer und einem sehr fragwürdigen polnischen Sieg. Der einzige wirkliche Sieger war Moskau. Man muss aber darauf hinweisen, dass der letzte Akkord in dem Konflikt eine große Schuld des polnischen Staates und des Volkes war. Denn es stimmt nicht, dass nur Stalin und die Kommunisten an allem schuld sind und dass die Verantwortung nur auf Bierman, Gomulka und Konsorten fällt. Es erhob sich kein Protest, als 150.000 unserer Mitbürger aus ihrer Heimat vertrieben und in die Fremde verbannt wurden, verdammt zum Umherirren, wo sie bestenfalls bei den neuen polnischen Nachbarn freundliche Gleichgültigkeit fanden. Und die polnische Armee, obwohl sie fremden Befehlen folgte, bestand aus Polen, vom Soldaten bis zum General (darunter auch General Mossor, dem Leiter der Aktion Weichsel, der ein Berufsoffizier der Vorkriegsschule war). Auch wenn es uns peinlich ist, können wir diese Last nicht einfach wegschieben. Genauso wie die Ukrainer die Last der in den 40er Jahren an Polen begangenen Verbrechen nicht beiseite schieben können. 1. Dieser Aufsatz wurde in der Zeitschrift Wiez, 11/12, 1991 veröffentlicht. Der ganze Text mit dem wissenschaftlichen Apparat war in der Zeszytow Historycznech Nr.90 unter dem Pseudonym Jan Lukaszňw veröffentlicht worden. Hier werden die Anmerkungen der gekürzten Version beibehalten. 2. Mit diesem allgemeinen Begriff bezeichnen wir die unterschiedlich benannten deutschen Hilfstruppen, die man aus der Bevölkerung der besetzten Gebieten rekrutierte. 3. wörtlich: Der Ukrainische Unabhängige Vereinte Staat, ausgerufen im Juni 1941. 4. Zbrodnie nacjonalistów ukraińskich dokonane na ludności polskiej na Wołyniu 1939-1945 / Główna Komisja Badania Zbrodni Hillerowskich w Polsce Instytut Pamięci Narodowej (i) Środowisko żołnierzy 27 Wołyńskiej Dywizji Armii Krajowej w Warszawie, Warszawa 1990 (Weiter: Zbrodnie ). 5. Zbrodnie S. 74-116; Olszański T.A. Pierwsza próba dokumentacji terroru wołyńskiego (1939-1945) // Obóz. 1990. Nr. 19. S. 117-118. 6. Turowski J. Pożoga. Walki 27 Wołyńskiej Dywizji AK. Warszawa, 1990. S. 48. 7. Zbrodnie S. 121; Dorf Sztun im Kreis Lubomyl 8. Die von Alexander Korman in der Broschüre Das fünfte Gebot Gottes: Du sollst nicht töten! genannten Fälle (Korman A. Piąte przykazanie: nie zabijaj! London: Koło Lwowian, 1990. S. 8-9, 34), sind wegen des propagandistischen Charakters der Arbeiten dieses Autors schwer zu bewerten. 9. Über Ostgalizien: Polak E. Baza Topór i sowieckie łagry. Świdnica: Wyd. Narodowe Reduta, 1991. S. 45. 10. Romanowski W. Kainowe dni. Warszawa: IWZZ, 1990. S. 82, 147-48, 189-90. 11. Diese Truppen liefen dann Ende 1943 / Anfang 1944 zur AK über, als die Front heranrückte; vergl.: Turowski J. Op. Cit. S. 112; Polak E. Op. Cit. S. 30 (Fußnote). 12. Diese Division war dem SS-Kommando untergeordnet, wie auch gegen Kriegsende die anderen Fremdarmeen Ost, war aber keine vollwertige Abteilung der Waffen-SS, und ihre Mitglieder sind nach den deutschen Kriterien keine SS-Leute. 13. Torzecki R. Sprawy polsko-ukraińskie podczas II wojny światowej // Zustriczy. 1990. Nr. 3-4 (zeszyt polskojęzyczny). S. 114. 14. Auf Russisch isrtebitelnyje otrjady (Vernichtungstruppen), die ukrainische deformierte Form strybky, jastrubky. 15. Zbrodnie berichten über dieses Problem nicht, sie schließen die Chronik mit dem Juli 1945 und erwähnen nur einige Dutzend Opfer (S. 156-157), während eine Reihe von sowjetischen Arbeiten 2.000 polnische Opfer der UPA in Wolynien nach dem Februar 1944 zählen. 16. Einige nicht verständliche Momente eines Gesprächs zwischen Studnicki und Wächter habe ich ausführlicher in dem in Anmerkung (1) erwähnten Aufsatz analysiert. 17. Torzecki R. Op. Cit. S. 114. 18. Zbrodnie S. 158, 160-165; vergl..: Olszański T. Op. Cit. S. 126. 19. Turowski J. Op. Cit. S. 513. 20. Wenn sie über diese Tatsache wüssten, so hätte sie gewiß Sztendera in seiner Rezension der Monographie von Szczesniak und Szota Der Weg ins Nichts erwähnt. Siehe: Sztendera E. Badania nad dziejami UPA w PRL // Suczasnist. 1985. Lato. 21. Eine Reihe nicht ganz klarer Momente, die mit dem Verlauf dieser Auseinandersetzung verbunden sind, sind zwar erklärungswert, betreffen jedoch nicht das hier erörterte Thema. P.S. Kommentar des Autors 10 Jahre später:Dieser Aufsatz wurde 1991 geschrieben. Ihm lag meine Publikation in der Pariser Zeitschrift Zeszyty Historyczne (Nr.90/1989, Pseudonym Jan Lukaszòw) zugrunde, und schon damals musste ich jedoch eine Reihe von Thesen korrigieren, da die Forschungen der Geschichte der polnisch-ukrainischen Beziehungen Fortschritte machten, die sich im Laufe des letzten Jahrzehntes noch beschleunigten vor allem im Bereich der militärhistorischen Untersuchungen sodass mein damaliger Aufsatz heute nur noch als ein historiographisches Faktum gelten kann, da er sich nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Geschichtswissenschaft befindet. Hier besteht keine Möglichkeit, diesen Fortschritt in der Untersuchung des polnisch-ukrainischen Konfliktes, hauptsächlich dank der Eröffnung des Zugangs zu den polnischen und ukrainischen Archiven sowie der Ameisenarbeit der Historiker in diesen Archiven, zu analysieren. Ich halte es allerdings für meine Pflicht, meine Ansichten von vor zehn Jahren zu bewerten. Eine Reihe von Feststellungen dieses Textes wurde durch den Fortschritt des Wissens über die damalige Ereignisse korrigiert, aber die meisten grundsätzlichen, konzeptuellen Thesen dieses Aufsatzes halte ich für immer noch aktuell, sogar mehr sie fanden neue Bestätigungen. Es gibt aber eine wesentliche Ausnahme. 1991 äußerte ich in meinem Artikel die Ansicht, dass die große ethnische Säuberung in Wolhynien und in Ostgaliziens (Entpolonisierung) von 1943-1944 keine Züge vom Völkermord aufwies. Heute muss ich mit Bedauern gestehen, dass ich mich getäuscht habe. Immer mehr publizierte Dokumente zeugen nicht nur davon, daß die Entpolonisierungsoperation den Charakter einer geplanten Militäroperation hatte und dass ein entsprechender Befehl der Führung der OUN-UPA existierte (obwohl der Text des Befehls selbst immer noch nicht gefunden wurde), aber auch davon, dass das Ziel dieser Operation die physische Vernichtung zumindest der Mehrheit der polnischen Bevölkerung dieser Gebiete war, und nicht nur wie ich irrtümlicherweise meinte ihre Vertreibung. Es handelte sich also doch um das Verbrechen des Genozides. T.O. am 23. Januar 2001 aus dem Polnischen von Olha Sidor |
202001 |